Servus pit,
wie Du bereits weißt - wir hatten es anderenorts diskutiert - fällt es mir ungemein schwer, detailiert auf Deine sehr langen Texte einzugehen. Ich werde sie daher kaum zitieren, sondern eher die mir gerade spontan einfallenden Gedanken niederschreiben. Ist nicht notwendigerweise geordnet
pit234a hat geschrieben:
tosty hat geschrieben:
Komisch finde ich nur immer, wie lange mal Fehler in der Produktion oder im Design vehement bestreitet.
und zwar nicht nur vom Hersteller, auch in den Foren!
Alle Apple User sind extrem glücklich und jeder mit einem Problem wird wie ein Widerständler behandelt, ein Nestbeschmutzer, der die seelige Gemeinschaft stört.
Das ist für mich durchaus ein Phänomen.
Ach, für mich gibt es da mehrere Phänomene ... wie es übrigens auch - für mich - beim Theme Microsoft oder OpenSource bzw. Free Software (was nicht das Gleiche ist!) welche gibt.
Für mich gehört dieser erst verneinende, fast schon empört-abweisende (manchmal nur anfängliche) Umgang mit Fehlern - die ich als solches völlig normal finde - ja fast schon mit zur Apple-Kultur.
Lustigerweise wird Microsoft wegen sowas teilweise gebashed ohne Ende, wobei man zugeben muß, daß sich die Stabilität (von "Qualität" möchte ich hier nicht reden, weil ich es nicht werten kann) von MS Produkten seit den 80/90er Jahren durchaus sehr verbessert hat. Zudem findet man im OpenSource Umfeld dann wieder eher so eine Strömung, die Fehler als normal ansieht (sind sie) und man diese eben, meist ohne großes Aufhebens, behebt. Daß hier ggf. auch mal ganz grobe Fehler dabei sind, die wiederum auf Unkenntnis oder Unverständnis der Software (des Codes) oder auf religiös-politischen Entscheidungen beruhen, gehört auch da dazu - ich finde das ggf. dann genauso "schlecht" oder bin skeptisch, wie bei den anderen Konkurrenten hier im Thema auch.
Daß Apple ein "System aus einem Guß" bietet und dieses auch durchaus gut brauchbar ist, will ich hier mal nicht weiter diskutieren. Wer ein Apple Produkt in die Hand nimmt, merkt wohl schnell, daß hier durchaus mit viel Bedacht auch an Ergonomie usw. gedacht wurde. Ich zweifele dann aber trotzdem daran, daß nun jeder es sofort und gleich als intuitiv empfindet oder daß es Arbeitsgewohnheiten/-weisen von allen entspricht.
Jedenfalls konstatiere ich mal: Solch ein "System aus einem Guß" verschiedener Hardware und Software, die darauf angelegt ist zusammenzuarbeiten und die ja nun aus einer gemeinsamen Schmiede von Software (Hardware ja weniger) kommt, verfängt. Damit kann sich User anfreunden, insbesondere wenn die anfängliche User-Experience positiv ist.
Persönlich empfinde ich es bei einem Windows 7 oder Ubuntu nicht anders ... ersteres kommt ja meist vorinstalliert und mit ein paar Einstellungen ist es einsatzbereit. Ubuntu zu installieren wiederum ist an sich auch keine Kunst. Bestimmte Einstellungen, Treiber usw. nachzurüsten stellt sich im Zweifel bei allen drei Kandidaten als durchaus anspruchsvoll heraus.
Da Du ja so begeistert bist, sowohl über (Free)BSD als auch teils, daß Du dort vieles in Deinem Mac OS X wiederfindest - es verwundert nicht, denn die Basis ist teils die gleiche, sprich BSD Lite 4.4 (?), die Variante, in der der Original UNIX Quellcode durchgängig ersetzt wurde.
Schlussendlich ist das - wie vieles - aber keine Erfindung von Apple. Apple ist daher in meinen Augen - ich weiß, darüber wird man wieder streiten wollen ... als Meinung steht es, unstreitbar ... als Fakt will ich es gar nicht darstellen
- weit weniger "innovativ" als angenommen.
Faktisch ist Apple für mich daher auch weniger Technologiekonzern, sei es nun Hardware oder Software sondern eher eine Verkaufs- und Marketingfirma, die Technologie größtenteils zukauft und ggf. verbessert und (recht kleine) Teile (im Vergleich) neu zusteuert. Diese sind dann wiederum zum größten Teil proprietär und man unterstützt hier nur sich selbst und in Teilen noch die Windows-Welt.
Linux fällt hier einfach runter, wie andere OS .... klar, keiner muß Linux unterstützen. Nur zeigt dies einfach, für mich zumindest, wie wenig man um Interoperabilität bemüht ist. Auch wie wenig man sich teilweise um Standards schert (sei es Protokolle, Schnittstellen etc.).
Faktisch hat man es durchaus auch einfach, muß man nicht - wie Windows, Linux und andere - ein Sammelsurium an Hardware unterstützen. Diese "Minimalismus" ist sicherlich ein Teil des Erfolges von Apple.
Weder hat man die GUI erfunden, noch hat man "Multitouch" erfunden oder den Tablet PC ... ob man diese Konzepte "konsequent weiterentwickelt" hat, darüber mag ich gern streiten. Trotz allem könnte man manchmal meinen, Apple habe es erfunden. So jedenfalls der Auftritt ... nicht nur weil immer wieder von "revolutionären" Produkten die Rede ist ... sondern auch, weil man (Teil)-Patente bis aufs Messer verteidigt und gegen Konkurrenten einsetzt. Mit Bloggern etc. geht man nicht weniger zimperlich um.
Als Beispiel kann man nur mal CUPS nehmen, daß Drucksystem, was es schon seit etlichen Jahren u.a. in Linux-Distributionen gibt. Als man für Mac OS X nichts zu bieten hatte, kaufte man einfach das dazu ... heute, wenn man auf
http://www.cups.org geht, liest man dann:
CUPS is the standards-based, open source printing system developed by Apple Inc. for Mac OS® X and other UNIX®-like operating systems.Wow, wer hat's erfunden? Apple!
vgl. auch
http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 50391.htmlEbenso steht es auch mit anderen Apple Technologien, nehmen wir nur WebKit, die eigentlich auch nur von anderen stammen und auch von anderen größtenteils weiterentwickelt werden.
Naja, lassen wir es damit mal bewenden, was diese Punkte anbetrifft..... als Phänomen sehe ich teilweise auch, wie geschickt es gelingt, eigentlich durchscnittliche bis schlechte technische Ausstattung den Leuten als großartig zu verkaufen. Das an sich ist nicht schlimm - nur stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. Wieder nur einfach meine Meinung.
In gewissen Grenzen sollte sich der Käufer da schon ein wenig auf die Schippe genommen fühlen. Tut er nicht ... wieder ein großer Erfolg und Teil des Geheimnisses von Apple
Nehmen wir einfach das iPhone. Ist heute einigermaßen ausgereift und kann die üblichen Dinge eines Smartphones. Vor Jahren noch war da nicht viel mit Multitasking und dergleichen, die Auflösung von 480 x 320 px war echt im Vergleich zu anderen Telefonen oder nem Nokia 770 mäßig und dem geneigten Kunden außerhalb Europa gestand man zu, sich doch mit EDGE zu begnügen .... UMTS/HSDPA kam dann erst mit dem 3G, Bluetooth hat man nur halbherzig integriert (und sich nicht an die Standards gehalten), so daß bestimmte Dinge erst nicht möglich waren usw.
Oder nehmen wir mal die iPods ... da gibt es auch genug Klagen über alles mögliche, trotzdem hat man es verstanden, teils mittelmäßige Kopfhörer im Lieferumfang oder fehlen eines Displays als technologisch super darzustellen
Der komisch Umgang mit eigenen Fehlern ist dann endeffektiv weit weniger erstaunlich, wie der Umgang mit Kunden oder Nutzern als solches (Stichworte: "Apple" Festplatten, Newton/MessagePad, Switch zu Intel CPUs usw.) oder auch einfach geschäftlichen Partnern (sei es zuletzt Dt. Telekom oder vormals Firmen wie Motorola, Power Computing usw.
Wenn man diese "Firmenkultur" anhimmelt ... darf man das gern ... es unterscheidet sich diese aber keineswegs von Microsoft oder anderen. Eher ist diese noch wesentlicht "schlimmer", sprich autokratischer .... zumal ich eh ein wenig mentale Probleme mit religiös anmutenden Bewegungen habe, da dort Realität und Selbstwahrnehmung auseinander klaffen und sich Religionen bis heute auch oft im Zweifel als nicht besonders pragmatisch und menschenfreundlich erweisen.
Sei es drum .... näher betrachtet bleibt von Apple als "Technologiekonzern" und "Vorreiter" wenig übrig, Steve macht gern auf große Show, geschenkt. Anonsten bekommt man auch nurmehr Technologie anderer, ein wenig aufgepeppt, mit nem saftigen Aufschlag.
Mit persönlich ist das halt zu wenig .... muß aber gestehen, daß sich die Schwierigkeiten mit Windows oder Linux oder was auch immer in Grenzen halten....
Persönlich leicht "unerträglich" finde ich auch die herablassende Art, mit der man ein wenig die eigene Geschichte verdreht. Erst macht man sich durch iTunes, um diesem auf die Beine zu helfen, eigentlich zum Vorreiter von DRM und Kopierschutz ... Jahre später geiselt man das als Übel und stellt sich als Wunder was hin, daß es dann auf iTunes teils abgeschafft wurde. Ebenso mit iPhone bzgl. Multitasking (erst braucht man es nicht, dann ist es Wunder die Innovation) usw.
Fazit: Ich kann damit arbeiten (man hat ja bei Freunden oder Kunden teils nichts anderes), habe damit kein Problem. Muß es mir aber nicht unbedingt kaufen.
Insofern kann ich mich Deinem letzten Satz in dem ersten großen Posting bzgl. "Alles nur Marketing, ...." (etwas frei zitiert) durchaus anschließen.
Gespannt bin ich mal, was Apple so einfällt, sollte Steve mal nicht mehr an Bord sein .... wo mag der große Kreuzer denn dann hinlaufen?
Zu Asus fällt mir spontan nicht so ein mächtig langer Text ein
Sorry dafür.